Joachim Erwin

Nach jahrelangem Krebsleiden ist der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) in der Nacht im Alter von 58 Jahren gestorben. Unter Erwins neunjähriger Führung wurde die Landeshauptstadt als zweite deutsche Großstadt schuldenfrei. Seit langem schwer gezeichnet von seinem Leiden, hatte Erwin, immer wieder unterbrochen von Klinikaufenthalten, bis wenige Tage vor seinem Tod die Amtsgeschäfte geführt. Neun Mal in Folge konnte er einen ausgeglichenen städtischen Haushaltsplan vorlegen. Mit dem Verkauf von «Tafelsilber» - durch eine Teilprivatisierung der Stadtwerke - senkte er die Schuldenlast der Großstadt zunächst deutlich. Im vergangenen Jahr feierte Erwin dann den vollständigen Schuldenabbau der Rhein-Metropole nach einem weiteren Verkauf städtischen Besitzes - des Anteils am Energiekonzern RWE.. Seine politischen Gegner erlebten Erwin als ruhelos, enorm arbeitseifrig, aber auch streitbar und aggressiv. Mehrfach wurden politische Scharmützel vor Gericht ausgetragen. In seiner Amtszeit setzte Erwin mehrere Großbauwerke durch. Die gesunde wirtschaftliche Situation der 560 000-Einwohner- Metropole erlaubte zudem ein Schulsanierungsprogramm und zusätzliche städtische Ordnungshüter. Viele Millionen Euro flossen auch in die kommunale Kulturförderung von der Opernsanierung bis zum weithin beachteten Kunst-Fest. Erwins sportpolitische Ambitionen schlugen trotz der teuren Investitionen in neue Sportstätten fehl: Als Austragungsort für die Olympischen Spiele und für die Fußball-WM 2006 scheiterte Düsseldorf. Der CDU-Politiker war verheiratet und hinterlässt zwei erwachsene Kinder. Er wurde 1949 im thüringischen Stadtroda geboren und kam als Kleinkind zunächst nach Wuppertal, später nach Düsseldorf, wo er sich 1976 als Rechtsanwalt selbstständig machte. 1999 eroberte er für die CDU das Rathaus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. 2004 wurde er im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Im Mai 2003 teilten Ärzte dem Kommunalpolitiker mit, dass er an Darmkrebs erkrankt sei und seine Lebenserwartung bei ein bis zwei Jahren liege. «Dieser Prognose habe ich ein Schnippchen geschlagen», schrieb Erwin in einem Buch über seine Erfahrungen mit der Krankheit.