Werner Piepenstock

Selbst dem Tode hat er noch ein paar Tage abgerungen - um die Nachricht von der Geburt seines gesunden Enkels Henri zu erhalten. Am Pfingstmontag schloss Dr. Werner Piepenstock dann im Alter von 86 Jahren seine Augen für immer. Dass sich ein Lebenskreis - reich an Erfahrungen, Erfolgen, Errungenschaften - geschlossen hat, macht den Abschied für die Familie und Freunde nicht leichter. Die Familie hat ihren Patriarchen, ihren Mittelpunkt verloren, die Freunde einen Getreuen, der das Leben und die Geselligkeit liebte. Dr. Werner Piepenstock war ein Mensch, der Verpflichtung durchaus als Vergnügen zu sehen verstand, der sich kümmerte, wo andere aufgaben, der versuchte, etwas von seiner Energie auf die zu übertragen, die es brauchten. Humor, klare Worte, feste Ziele, ein eiserner Wille - darauf baute er. Er selbst weigerte sich, die Grenzen, die ihm Gesundheit und Alter setzten, hinzunehmen. In seinem Kampfgeist konnte er immer auf die Unterstützung seiner Frau Christa, mit der er mehr als fünfzig Jahre verheiratet war, und auf die seiner Familie zählen. Seine Einstellung prägte auch das Unternehmen, das er über Jahrzehnte erfolgreich führte. Er stand einer schon zu seiner Zeit modernen Unternehmensgruppe vor, die er gezielt auf- und ausbaute und die heute zu den 150 größten VW/Audi-Vertragshändlern in Deutschland gehört. In den drei Kfz-Betrieben der Firma Piepenstock sind mittlerweile rund 120 Mitarbeiter und Auszubildende beschäftigt. 1994 trat Sohn Michael in die Geschäftsführung ein, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt; auch seine Tochter Nicola ist in dem Unternehmen tätig. Doch auch wenn er die Verantwortung in jüngere Hände legte, war es für den Seniorchef bis zuletzt ein Anliegen, Anteil zu nehmen an den Geschicken der Firma sowie am Leben ihrer Mitarbeiter und deren Familien, die dem Unternehmen häufig ebenfalls bereits seit Jahrzehnten verbunden sind. Wie so viele seiner Generation musste auch Dr. Werner Piepenstock noch vor dem Abitur von der Schulbank an die Front, zog mit 18 Jahren vom Zepp in den Krieg. Erst nach Verwundung und Gefangenschaft holte er sein Abitur nach, studierte Jura in Frankfurt und Köln und wurde Mitte der 50er Jahre Landgerichtsrat in Hagen. Als sein Schwiegervater Gustav Piepenstock starb, wechselte er aus der Justiz in die Wirtschaft. Wie selbstverständlich übernahm er ehrenamtliche Aufgaben in der Branche. Unter anderem war er lange Jahre als Handelsrichter tätig und Vorsitzender des Rechts- und Sachverständigenausschusses der SIHK. Für seine richterliche Tätigkeit wurde Dr. Werner Piepenstock im Jahre 1981 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Er engagierte sich im Lions-Club Lüdenscheid-Lennetal, pflegte mit Vergnügen seine Stammtischfreundschaften und genoss die Unternehmungen mit seinen Wanderfreunden. Überall wird sein Platz leer bleiben, überall wird er fehlen.